12. Dezember 2013:
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Thema: 11 Monate im Jahr "Sozialhilfemissbrauch" und 1 Monat "bedauernswerte Bedürftige, denen geholfen werden muss" - wie passt das zusammen? Warum muss eine Lokalzeitung Spenden für Bedürftige sammeln, wenn diese doch 11/12 eines Jahres damit beschäftig sind, "Missbrauch" zu betreiben? Das boulevardjournalistische Lokalblatt "Bote der Urschweiz" führt seit Jahren jeden Dezember für Bedürftige eine Spendensammlung durch. Warum eigentlich? Für Leute, die von Januar bis November "Sozialhilfemissbrauch" betreiben und während 11 Monaten im Jahr Jaguar, Mercedes, BMW und Audi fahren? Nicht zu vergessen der ausländische "Ali S.", der neben seinem Beruf "Sozialhilfeempfänger" auch noch einen internationalen Waffenhandel betreibt, dem aber die Behörden (selbstredend - sonst wäre die ganze Spannung aus der Story) jahrelang nicht auf die Spur kommen. Das sind Geschichten, welche "Bote"- und "Blick"-Leser gerne lesen. "Blick"- und "Bote"-Journalisten liefern sie - ob wahr oder nicht, ist nicht von Bedeutung.
Nochmals: Wieso muss der "Bote" extra eine Weihnachtsspendensammlung durchführen? Das ganze Jahr hämmert der "Bote der Urschweiz" seiner Leserschaft das Bild von korrekt funktionierenden Sozialbehörden ein - dem gegenüber Sozialhilfeempfänger, denen streng auf die Finger geschaut werden muss (vgl. Verschärfung des Schwyzer Sozialhilfegesetzes!). Frage: Wenn doch die Schwyzer Sozial- und Sozialversicherungsbehörden alle so korrekt arbeiten - wieso gibt es dann im Kanton Schwyz überhaupt Armut? Vielleicht, weil sie politisch gewollt ist?
Wenn es im Kanton Schwyz mittlerweile viermal soviele Millionäre gibt wie Sozialhilfempfänger, so kann der Grund für die Armut wohl kaum mangelndes Geld sein. Es handelt sich schlicht und einfach um ein Verteilungsproblem! Was "Blick" und "Bote" über Sozialhilfe jahraus und jahrein berichten, hat mit der herrschenden Sozialhilfe-Realität herzlich wenig zu tun. Die Wirklichkeit ist wohl zu bitter, als dass man sie der Leserschaft vermitteln möchte, weil sie schlecht zum Werbebild einer sozial vorbildlichen Schweiz passt.
Fakt ist, dass heutzutage ein Sozialhilfeempfänger weniger Grundbedarf erhält als z.B. noch vor 7 Jahren Statt Fr. 1'075.-- sind es heutzutage gerade noch Fr. 986.-. Aber nicht einmal dieser darf er sich sicher sein. So gehört es zur (Schwyzer) Sozialpolitik, dass Fürsorgebehörden diesen Grundbedarf nochmals um 15% unter irgend einem Vorwand kürzen oder zumindest zu kürzen versuchen. Das sind wir bei gut Fr. 800.- Lebensbedarf angelangt.
Sogenannte situationsbedingte Leistungen und Integrationszulagen existieren zwar in den SKOS-Richtlinien plus im Schwyzer Handbuch zur Sozialhilfe In der Sozialhilfepraxis ist es dann so, dass diese Zuschüsse von Fürsorgebehörden nach Möglichkeit verweigert werden, um bei denen, die sonst schon fast nichts haben, zu sparen. Wer jetzt der Illusion verfällt, der Schwyzer Rechts- und Beschwerdedienst und speziell das Schwyzer Verwaltungsgericht hätten ein grosses Interesse, an dieser Praxis etwas bzw. viel zu ändern, irrt. In der Regel wird die betriebene "Armutsfestigungspolitik" der Gemeinden durch die Aufsichtsbehörden geschützt. Armut wird nicht bekämpft, sondern im Gegenteil gefördert. Dies entspricht keiner böswilligen Unterstellung, sondern ist (Schwyzer) Realität.
Mögen Mieten auch um 40% und mehr steigen... ...Schwyzer Gemeinden betreiben keinen sozialen Wohnungsbau zu den von ihnen selbst geforderten Tarifen; sie halten einfach an längst veralteten und überholten "Mietzinslimiten" fest. Für Sozial- und Sozialversicherungsbehörden existieren seit Jahren keine Mietzinserhöhungen, lediglich Sozialhilfeempfänger und IV-Rentner, welche angeblich zu teuer wohnen.
Die wirklichen Probleme - z.B. fehlender gesunder Wohnraum zum Günstigtarif - will die Politik nicht sehen Kennzeichnend für die Schwyzer Sozialpolitik ist dann, dass man sich den zentralen Problemen gar nicht annimmt. Dass Bedürftige z.B. höhere Mieten über den (sonst schon gekürzten) Grundbedarf zusatzfinanzieren müssen, interessiert nicht. Regierung und Kantonsrat lenken (gemeinsamen mit ihrem Behördenblatt) von den echten Problemen ab. Statt die wirklichen Probleme (zu wenig Geld für Bedürftige, fehlender günstiger Wohnraum etc.) zu lösen, wird ein im Kt. Schwyz praktisch nicht existierender "Sozialhilfemissbrauch" heraufbeschworen. Man fordert den Einsatz von Sozialhilfedetektiven und verschärft das Sozialhilfegesetz durch strafrechtliche Möglichkeiten. Das alles mag bei "Blick"- und "Bote der Urschweiz"-Lesern, welche selbstredend allesamt Spezialisten auf dem Gebiet der Sozialhilfe sind, emotional grosse Zustimmung auslösen, löst jedoch das Problem der Armut nicht. (Heuchlerische) Spendensammlungen eines "Boten" wären überflüssig, wenn Armut von Behörden vernünftig bekämpft würde. Leider passiert meist das genaue Gegenteil! Die bedrückende Wahrheit ist, dass Armut erhalten werden soll!
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